Anselm Feuerbach (12. September 1829 in Speyer - 4. Januar 1880 in Venedig) gehört zu den bedeutendsten deutschen Malern der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von 1856 bis zu seinem Tod lebte er in Italien. In Rom entstanden drei Fassungen der antiken Frauengestalt Iphigenie. Sie gehören zu seinen berühmtesten Bildfindungen. Seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts betrachtete man die griechische Antike als Epoche der kulturellen Blüte mit den "edelsten Menschen" und der "vollendetsten Kunst". Feuerbach schuf mit seinen Iphigenien Personifikationen einer Sehnsucht, die seinen Wunsch nach einer Erneuerung der Kunst in diesem Sinne erfüllten. In dieser Fassung hob Feuerbach die räumlichen Distanzen auf und formulierte die Idee der sitzenden Iphigenie so um, dass sich der Ausdruck ganz in der Figur konzentriert. Er zeigt Iphigenie im Unterschied zu 1862 im verlorenen Profil. Sie stützt ihren Kopf im traditionellen Gestus der Melancholie und wirkt wie gefangen hinter der hohen Steinmauer. Einzig ihr Blick und ihre Gedanken sind so frei wie der Schmetterling, der sich auf einer der Pflanzen niedergelassen hat. So drückt ihr gesamter, zum Meer hin gewandter Körper Sehnsucht aus. Der Künstler selbst war der Ansicht "wenn einer die Personifikation der Sehnsucht will, so hat er sie in diesem Bilde." Nanna hatte Feuerbach 1865 verlassen, daher stand für die zweite Ausführung der Iphigenie Lucia Brunacci Modell. Leihgabe der Staatsgalerie Stuttgart, die das Gemälde 1872 angekauft hatte.